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Solidarische Landwirtschaft  in Europa in Zahlen

– Kurze Zusammenfassung der Studie von Urgenci

http://urgenci.net/wp-content/uploads/2016/05/Overview-of-Community-Supported-Agriculture-in-Europe-F.pdf

Die Studie untersucht auf 138 Seiten quantitative und qualitative Gesichtspunkte von CSA (Community supported agriculture) Initiativen in 21 europäischen Ländern. Erstellt wurde sie von der CSA Research Group, die aus dem ersten europäischen CSA Meeting 2012 in Mailand hervorgegangen ist. Veröffentlicht hat die Studie Urgenci, ein internationales Netzwerk für solidarische Landwirtschaft.

Definition Community Supported Agriculture

Definition gemäß der CSA Research Group: ”CSA ist eine direkte Partnerschaft zwischen Konsumenten- und Produzentengruppen, bei der die Risiken, Verantwortlichkeiten und Gewinne von landwirtschaftlichen Tätigkeiten mittels langfristigen Vereinbarungen geteilt werden. Im Allgemeinen arbeiten CSA im Kleinen, auf lokaler Ebene und zielen darauf ab, qualitativ hochwertige Nahrungsmittel nach agroökologischen Prinzipien zur Verfügung zu stellen.”

Warum die Studie verfasst wurde

Die Studie wurde konzipiert, um das stetige Wachstum der CSA-Bewegung in den letzten Jahren empirisch festzuhalten. Man möchte

– gemeinsame Nenner der CSA-Projekte identifizieren

– die Adaption der solidarischen Landwirtschaftsidee in verschiedenen Kontexten und unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen beobachten und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen, wie die weitere Verbreitung von CSA begünstigt werden kann.

– eine statistische Basis zu schaffen, die Advocacy legitimiert. Mit Advocacy ist gemeint, dass politisch Stellung zu sozio-politischen Themen bezogen wird. Immer häufiger sprechen Entscheidungsträger auf der Suche nach einem Sprachrohr der solidarischen Landwirtschaft das internationale Netzwerk Urgenci und die CSA-Bewegung an.

Der Bericht gibt hierzu folgende Beispiele: 2009 diskutierte in Frankreich eine ministeriale Arbeitsgruppe eine offizielle, bindende Definition des Begriffs  ‘Short Supply Chain’. In der Arbeitsgruppe plädierten Vertreter der großen Supermarktketten dafür, als ‘Short Supply Chain’ eine Supply Chains mit maximal einem Zwischenhändler zu definieren.

In einem anderen Fall war vorgeschlagen worden, ein Logo zu entwerfen, um Produkte aus der solidarischen Landwirtschaft zu kennzeichnen. Wegen der direkten Verbindung zwischen Landwirtinnen und Verbrauchern in den CSA-Modellen, ist dies nicht nötig, während ein solches Logo auf Bauernmärkten sicherlich interessant sein könnte.

 Die Ergebnisse der Studie

Die Researchgruppe geht 2015 von 2.783 CSAs in Europa aus, die fast eine halben Million (474.455) Verbraucher mit Lebensmittel versorgen. Zählt man CSA ähnliche Initiativen, wie die französischen Jardins de Cocagne und die italienischen Foodcorps (GAS, Gruppi d’acquisto solidale) dazu, kommt man auf fast 6.300 CSA und CSA ähnliche Initiativen und eine Million Konsumenten.

Gemeinsamkeiten der CSAs sind:

– Solidarität – direkte Verbindungen und geteiltes Risiko zwischen Landwirtinnen und Verbrauchern

– Agroökologische landwirtschaftliche Methoden (mit und ohne biologischer Zertifizierung)

– Biodiversität und Ablehnung von GMOs

– Qualitativ hochwertige, sichere Lebensmittel für so viele Konsumenten wie möglich zu fairen Preisen, die zwischen Produzenten und Konsumenten ausgehandelt werden

– Bildung

– kontinuierliche Weiterentwicklung

 Solidarische Landwirtinnen sind weniger dem Druck des freien Marktes ausgesetzt und haben deshalb erheblich mehr Spielraum für Experimente, z. B. für Mischkulturen und Agroforstsysteme. In vielen Ländern wird das Konzept v. A. von jungen, gut ausgebildeten, sozial interessierten Menschen im städtischen Umfeld aufgegriffen. Diese sozio-kulturelle Gruppe tendiert in der Regel zu Offenheit gegenüber neuen Ideen. In Ländern, in denen solidarische Landwirtschaftsmodelle sich etabliert haben, sind die CSAs auch außerhalb dieses sozio-ökonomischen Kontextes verbreitet. Bisher wird in den meisten CSAs Gemüse angebaut, andere Lebensmittel gewinnen jedoch an Popularität, wie z. B. Imker, Bäckereien und Fischereien.

Mehr unter:

http://urgenci.net/wp-content/uploads/2016/05/Overview-of-Community-Supported-Agriculture-in-Europe-F.pdf

Buchrezension

Saatgut – Wer die Saat hat, hat das Sagen

Spannende, gut recherchierte soziologisch-historische Beschreibung des Outsourcings von Züchtung und Samenbau in der Landwirtschaft. Gut verständlich beschreibt die Autorin, wie sich nach Mendels Entdeckung in den letzten 150 Jahren ein tief gehender Wandel im Umgang mit Samen vollzogen hat, von den ersten Hybriden und Hochreaktionssorten bis zur Biopiraterie und den Auswirkungen der Freihandelsabkommen in Südamerika auf Bäuerinnen und Bauern. Die Spezialisierung wird dabei nicht verteufelt, sondern in ihren sozio-ökonomischen Kontext eingeordnet. Besonderes Augenmerk gilt den Machtstrukturen hinter den Veränderungen, wie z.B. die Rolle der botanischen Gärten im 19.Jahrhundert oder wer Interesse hat an Sortenbereinigung und für wen Saatgutgesetze geschaffen werden.

Im letzten Teil „Reclaim the Seeds! Das Sagen über unsere Saat zurückerobern“ geht es um Saatgutsouveränität und die Wiederentdeckung des Saatgutwissens. Viele Samengärtner, Züchterinnen und Aktivisten kommen zu Wort und ihre Erzählungen machen Lust, mitzumachen und zu probieren, selber Saatgut zu gewinnen.

Begleitet wird die sozio-historische Betrachtung von zahlreichen Streifzügen und Interviews, die ein lebendiges Bild unserer Realität mit ihrer komplexen Lebensmittelsituation zeichnen. Solide, schlüssige und facettenreiche Argumentation mit einer Fülle an Details, Zahlen und Beispielen im Zeichen von Biodiversität und People Care. Auch für Leser interessant, die sich zum ersten Mal mit dem Thema beschäftigen.

Erschienen im Verlag oekom, 2016

ISBN: 978-3-86581-781-5

Autorin: Anja Banzaf

Umfang: 271 Seiten mit Photos und Abbildungen